Auf der AWO Reha-Gut Kemlitz gGmbH wird der Einsatz mechanischer Unkrautbekämpfung untersucht. Ziel ist es, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren.
Mit den wärmeren Temperaturen werden Bäume, Sträucher und Felder zunehmend grün. Pflanzen wachsen und die Natur erwacht aus ihrer Winterpause. Das freut aber nicht jeden. Denn auch Unkräuter sprießen aus dem Boden. Für die Landwirte eine immer größer werdende Herausforderung. Denn die Auswahl an möglichen Pflanzenschutzmitteln wird immer eingeschränkter. Das hat zur Folge, dass Unkräuter zunehmend auch Resistenzen entwickeln. Der konventionelle Einsatz von Pestiziden wird zunehmend zur Herausforderung. Eine andere Lösung muss her. Dabei wird das Hacken und Striegeln als mechanische Unkrautbekämpfung für Landwirte immer interessanter.
Und genau das wird gegenwärtig rund um das AWO Reha-Gut Kemlitz gGmbH in Kemlitz intensiver untersucht. Gemeinsam mit dem Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF) sowie der Koordinierungsstelle forschungs-basiertes Versuchswesen am Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung (ILU) werden der Einsatz von mechanischen Verfahren zur Unkrautregulierung genauer betrachtet sowie Vorteile und Herausforderungen erörtert. Dazu wurden Demonstrationsflächen mit verschiedenen Feldfrüchten in diesem Jahr angelegt. Auf diesen wird die Wirksamkeit im Ver gleich zu chemischen Mitteln unter Praxisbedingungen geprüft. Bereits vor zwei Jahren hat das LELF Versuche auf kleineren Parzellen durchgeführt.
Eine Methode, die längst nicht neu ist. Im Ökolandbau ist es eine gängige Form der Unkrautbekämpfung. Doch auch konventionelle Betriebe probieren sich verstärkt darin aus. „Das Striegeln benötigt sehr viel Fingerspitzengefühl und hohe Kenntnisse der Landwirte“, nennt Heiko Terno, Geschäftsführer des AWO Reha-Gutes Kemlitz gGmbH, die Herausforderungen. Die Wirkung des Striegelns beruht auf dem Ausreißen und Verschütten junger Pflanzen. Damit das Striegeln möglichst effizient ist, muss es zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt werden. Am besten eignen sich dabei die Nachmittagsstunden – wenn die Temperaturen besonders hoch sind. Das haben erste Versuche ergeben. Diese zeigten jedoch auch: Die Wirksamkeit ist abhängig von der Bodenbeschaffenheit oder den aufgebrachten Kulturen oder der Fruchtfolge. So scheinen Luzerne besonders empfindlich. Bei Kartoffeln nach Roggen erziele man Heiko Terno zufolge schon jetzt gute Erfolge und könne gänzlich auf chemische Mittel verzichten. Das Unkraut sollte zudem möglichst frühzeitig behandelt werden. Dazu rät Karin Krüger vom LELF: „Am besten sollte es schon in der Vorfrucht minimiert werden. Blindstriegeln ist sinnvoll“, sagt sie. Dazu wird das Feld wenige Tage nach der Saat gestriegelt.
Ziel ist es, den Einsatz von chemischen Mitteln künftig zu minimieren. „Weitere Wirkstoffe werden wegfallen. Noch dazu gibt es Lieferengpässe, wodurch zugelassene Wirkstoffe teurer werden“, nennt Heiko Terno die Gründe. Er wirbt für Kooperation statt Verbote. Wie der Einsatz der mechanischen Unkrautbekämpfung im Vergleich zu anderen Methoden mithalten kann, soll nun der Testversuch auf dem Feld zeigen. „Es ist gut, wenn die Erfolge wissenschaftlich begleitet werden. Von den Erkenntnissen profitieren auch andere Landwirte. Das motiviert den einen oder anderen vielleicht, sich auch stärker damit auseinanderzusetzen“, sagt Heiko Terno. Für die Untersuchung wurden Flächen mit verschiedenen Pflanzen angesät. Eine bleibt als Referenzfläche unbehandelt, eine wird herkömmlich chemisch behandelt, eine weitere gestriegelt. In regelmäßigen Abständen werden die Flächen begutachtet und der Bewuchs mit Unkraut untersucht. Die erste Betrachtung habe Anfang Mai bereits stattgefunden. „Wir tasten uns langsamran“, sagt Terno.
tel an Herbizid sparen. Das ist eine gute Kombination und wirtschaftlich gut zu vertreten“, sagt Katrin Ewert vom Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum. Die Untersuchungen wurden im Winterraps durchgeführt. Der kombinierte Einsatz von mechanischen und chemischen Mitteln zeigte keine schlechtere Wirksamkeit als die reine chemische Behandlung. Im Gegenteil. „Wegen der trockenen Bedingungen der letzten Jahre gab es mitunter sogar bessere Ergebnisse. Es ist eine gute Möglichkeit, den Ausfallraps zu bekämpfen“, zieht Ewert nach zwei Jahren Bilanz.
Text: Anja Brautschek/Lausitzer Rundschau