Zwar gibt es inzwischen immer mehr ökologisch bewirtschaftete Flächen in Brandenburg. Das Gros der Betriebe aber arbeitet nach wie vor konventionell. Zwei Spreewald-Landwirte berichten.
Für die Schweine auf Gut Kemlitz im Landkreis Teltow-Fläming ist das Suhlen im Dreck eine Selbstverständlichkeit. Auf ihren Außenflächen können sie diesem Vergnügen den ganzen Tag übernachgehen – frische Luft und Sonnenlicht inklusive. Freilandhaltung – wenn auch nicht auf der Weide, aber zumindest mit Auslauf am Stall – ist in konventionell geführten Landwirtschaftsbetrieben längst nicht gang und gäbe. Für Heiko Terno, den Chef des AWO Reha-Gutes Kemlitz, aber nicht wegzudenken. Das Wohl der Tiere ist ihm wichtig, sagt er. Und Freigang gehöre dazu. Die Schweine, die Terno als „Märkische Kartoffelschweine“ vermarkten lässt, werden vor allem mit Kartoffeln von den eigenen Feldern gefüttert. Um die Schlachtung und Weiterverarbeitung kümmert sich ein Fleischer in der Nähe. Der schlachtet die Tiere einzeln; das sei zwar kostenintensiver als Massenschlachtung in großen Schlachthöfen, führe jedoch zu einer hervorragenden Fleischqualität, verspricht der Geschäftsführer. Die Schweine bedeuten für den Betrieb allerdings nur ein Zubrot; auch weil viele Verbraucher wegen des Überangebotes durch Massentierhaltung nicht bereit seien, für Schweinefleisch einen fairen Preis zu zahlen, wie Terno sagt.
Jedenfalls liegt das Hauptaugenmerk des Gutes auf der Milchkuhhaltung. Rund 350 Tiere, die größtenteils aus eigener Nachzucht stammen, stehen im Stall oder auf der Weide – je nach Jahreszeit. Die 9000 Liter Milch, die die Tiere jeden Tag geben, werden an eine Molkerei in der Nähe geliefert. Gleichzeitig bewirtschaften die Mitarbeiter des AWO Reha-Gutes Kemlitz gGmbH am Rande zum Spreewald etwa 1000 Hektar Acker- und Grünland. Kartoffeln, Getreide und Grünfutter werden selbst verarbeitet und verkauft oder an die eigenen Tiere verfüttert. So schließt sich der Kreislauf; auch das ist in der konventionellen Landwirtschaft nicht selbstverständlich.
Doch während der Betrieb auf Wachstumsförderer im Tierfutter verzichtet, will Heiko Terno am Einsatz von Pflanzenschutzmitteln festhalten. Zu groß sei der manuelle Aufwand im Öko-Landbau, sagt er. Gleichzeitig seien die Standards für Pflanzenschutzmittel hoch und im Endprodukt würden sich keine Rückstände mehr finden, sodass der Verbraucher keine Angst vor gesundheitlichen Schäden haben müsse. Teile des Gutes auf Bio umzustellen, könne er sich durchausvorstellen, meint der Geschäftsführer. Doch das sei nicht möglich. Die Vorgabe von der Politik laute: ganz oder gar nicht. Also bleibe er lieber bei konventionell. Zumal der Unterschied zu öko relativ gering gehalten werden könne. „Große Tierbestände und Flächen bedeuten nicht automatisch Tierquälerei und Raubbau an der Natur“, sagt Terno. Auch konventionell geführte Betriebe könnten tiergerecht und nachhaltig arbeiten.
und sie wird als Heumilch vermarktet.
Fotos: AWO Reha-Gut kemlitz gGmbH/MiradaFotografie
Text: Harriet Stürmer/Lausitzer Rundschau